10. August 2025
Wien ist im österreichischen Zwangsversteigerungsmarkt ein Schwergewicht. 2024 verzeichnete die Bundeshauptstadt 181 Versteigerungstermine und lag damit hinter Niederösterreich auf Platz zwei der Bundesländer. Österreichweit stieg die Zahl der Termine auf 1.047 – ein Plus von 48,9 % gegenüber 2023. In Summe wurden die meisten Termine im November (128) angesetzt. Diese Dynamik unterstreicht die hohe Marktliquidität und die Bedeutung Wiens als Deal-Standort mit kritischer Masse an Objekten und Bietern.
Bereits 2023 zeigte sich Wiens Gewicht: In einem insgesamt ruhigeren Markt mit 703 Terminen stand Wien mit 123 Terminen klar in der Spitzengruppe; bei publizierten Meistgeboten war Wien besonders transparent: Zu rund 63 % der Wiener Versteigerungen wurden Meistgebote veröffentlicht – ein Vorteil für die Preiskalibrierung und den Marktzugang.
Jahr | Österreich gesamt (Termine) | Wien (Termine) | Wien-Anteil (≈) | Ø Meistgebot (AT) in % des Verkehrswerts | Spitzenmonat (AT) |
---|---|---|---|---|---|
2024 | 1.047 | 181 | ≈17,3 % | 101 % | November (128) |
2023 | 703 | 123 | ≈17,5 % | 98 % | Juni (98) / November (97) |
2022 | 771 | 113 | ≈14,7 % | 142 % | Januar (88) |
Zahlenbasis: nationale Berichte 2022–2024; Wien-Termine explizit ausgewiesen.
Der Wiener Auktionsmarkt wird von Eigentumswohnungen (ETW) und Einfamilienhäusern (EFH) dominiert. Österreichweit stellten diese Segmente 2024 zusammen knapp 59 % der Termine; 2023 waren es rund 62 %. Für Wien als Großstadt bedeutet das: ein breiter Deal-Flow bei ETW in innerstädtischen Lagen und EFH-Angebote v. a. in Außenbezirken.
Nach den sehr hohen relativen Zuschlägen der Jahre 2021/2022 hat sich die Preisbildung normalisiert. Österreichweit lagen die Meistgebote 2023 bei 98 % und 2024 bei 101 % des Verkehrswerts. Besonders bemerkenswert: 2024 wurden 82 % der Objekte mit veröffentlichtem Meistgebot über Verkehrswert zugeschlagen – ein Indiz für intakte Nachfrage, aber ohne Überhitzung. Für Wien ergibt sich daraus ein Planungsvorteil: Bieter kalkulieren wieder enger am Gutachtenwert.
In der Bundesland-Sicht lag Wien 2024 mit ≈181 % Meistgebot/Verkehrswert im oberen Feld – deutlich über dem Bundes-Ø. Das passt zur hohen urbanen Nachfrage und zu Qualitätsunterschieden im Bestand.
Stabilere Bietkorridore und hohe Transparenz (Ediktsdaten, häufige Meistgebots-Publikationen) machen Wien für professionelle Käufer besonders kalkulierbar. 2023 wurden in Wien zu etwa 63 % der Termine Meistgebote veröffentlicht.
Die Wartezeit bis zur Tagsatzung (gerichtlicher Termin zur Zuschlagsabwicklung) ist ein praktischer Deal-Treiber. 2023 lag Wien mit Ø 87 Tagen deutlich unter dem Österreich-Schnitt (137 Tage). Historisch war Wien 2021 mit 142 Tagen noch am langsameren Ende – die Beschleunigung erhöht heute die Kapitalumschlaggeschwindigkeit.
Nach Objekttyp variiert die Dauer: 2023 warteten Ersteigerer bei Mehrfamilienhäusern kürzer (≈78 Tage) als bei Wohn-/Geschäftshäusern (≈130 Tage). Wer Prozessrisiken minimieren will, fokussiert sich in Wien auf Segmente mit verlässlich kurzen Durchlaufzeiten (ETW, EFH, MFH).
Gutachtenwerte bilden in Österreich den Referenzrahmen; die Zuschläge bewegten sich 2024 im Mittel nahe am Verkehrswert. Für Bieter ergibt das einen kalkulierbaren Discount-/Aufgeld-Korridor – attraktiv für Erstkäufe und Portfoliozuflüsse, weil Downside und Upside klarer fassbar sind.
Mit dreistelligen Jahresterminen bietet Wien kontinuierlich Objekte in verschiedenen Preisklassen. Das erleichtert eine serielle Ankaufsstrategie (Buy-Box mit Standort- und Objektscore, standardisierte Due Diligence, skalierbare Sanierungslogik).
Die hohe Quote veröffentlichter Meistgebote in Wien (2023: ≈63 %) schafft echte Markttransparenz – von Bieterniveaus bis zu realistischen Preiselastizitäten je Segment. Das senkt Informationskosten gegenüber Off-Market-Deals.
Kürzere Durchlaufzeiten bis zur Tagsatzung bedeuten geringere Zwischenfinanzierungskosten und raschere Cash-Flow-Generierung – ein Vorteil, den Wien 2023 klar ausspielte.
Ziel ist ein rationaler Bietkorridor rund um den Verkehrswert – angepasst an Segment und Wettbewerb. Österreichweit zeigen die letzten Jahre: 2023 lag der Ø-Zuschlag knapp unter dem Verkehrswert, 2024 knapp darüber. Für Wien (starke Nachfrage, hohe Transparenz) ist eine eng geführte Oberkante sinnvoll, kombiniert mit strengen Abbruchmarken.
// Beispielhafte Kalkulation (vereinfacht)
Verkehrswert (Gutachten): 350.000 €
Puffer für Instandsetzung: 35.000 €
Transaktions- & Nebenkosten: 12.000 €
Zielrendite (netto, Jahr 1): 4,5 %
→ Max. Bietpreis ≈ 350.000 - 35.000 - 12.000 = 303.000 €
→ Plausibilisierung über Marktmiete & Capex-Plan
Hohe absolute Werte: Wien weist historisch die größten absoluten Differenzen zwischen Meistgebot und Verkehrswert auf – 2021 im Schnitt rund 142.000 €. Das reflektiert urbane Wertniveaus und die Zahlungsbereitschaft für zentrale Lagen. Für Investoren bedeutet das: Wer in Qualität bietet, sollte den Fokus auf Substanz, Lage und Nachfragetiefe legen.
Mikrolage schlägt Makrotrend: Selbst in Seitwärtsphasen werden Toplagen mit guter ÖV-Anbindung in Auktionen überproportional nachgefragt – die 2024er Relation Meistgebot/Verkehrswert ≈181 % unterstreicht, dass Wien systematisch über dem Bundes-Ø liegt.
Prozessqualität: Wiens jüngere Beschleunigung bei der Verfahrensabwicklung verbessert den Kapitaleinsatz maßgeblich – ein Wettbewerbsvorteil gegenüber Standorten mit längeren Tagsatzungsintervallen.
Wie hoch sollte mein Startgebot sein?
In Wien bewährt sich ein Start um den Gutachtenwert mit klarer Obergrenze je nach Segment (ETW/EFH meist enger Korridor). Österreichweit lagen 2023/2024 die Zuschläge im Mittel nahe am Verkehrswert.
Wie lange dauert die Abwicklung?
In Wien 2023 im Mittel rund 87 Tage bis zur Tagsatzung – das ist zügig und erleichtert die Planung.
Welche Segmente sind in Wien besonders interessant?
ETW wegen Tiefe und Vermietbarkeit; EFH in Außenbezirken für Value-Add; MFH selektiv bei kurzer Verfahrensdauer.
Wien verbindet hohe Transparenz, Liquidität und zunehmende Verfahrensgeschwindigkeit mit nachhaltiger Nachfrage. Wer methodisch vorgeht – klare Buy-Box, belastbare DD, straffe Finanzierungslogik und ein zielgerichteter Asset-Management-Plan – kann die Preisnüchternheit der Jahre 2023/2024 zu seinem Vorteil nutzen und in der Zwangsversteigerung werteorientiert und risikobewusst wachsen.
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