4. Juli 2025
Wer bei einer Zwangsversteigerung in Österreich erfolgreich sein möchte, muss den Begriff Verkehrswert verstehen. Er ist das juristische und finanzielle Rückgrat jeder Versteigerung, und entscheidet am Ende darüber, ob ein Gebot ein Schnäppchen oder ein Risiko ist. Der folgende Leitfaden erklärt detailliert, wie der Verkehrswert ermittelt wird, welche Rolle er im gerichtlichen Verfahren spielt und wie Bieter ihn strategisch nutzen können.
Der Verkehrswert entspricht gemäß österreichischer Rechtsprechung dem marktüblichen Kaufpreis, der in einem redlichen Geschäftsverkehr zu erzielen wäre. Im Rahmen der Zwangsversteigerung wird er über die Exekutionsordnung (EO) verbindlich eingeführt:
Methode | Kernprinzip | Typische Objekte |
---|---|---|
Vergleichswert | Preis ähnlicher Verkäufe in der Umgebung | Eigentumswohnungen, Einfamilienhäuser |
Sachwert | Herstellungskosten minus technischer Wertminderung | Neubauten, Spezialimmobilien |
Ertragswert | Barwert künftiger Mietüberschüsse | Mehrparteienhäuser, Gewerbeobjekte |
Der Sachverständige wählt je nach Objekt eine oder mehrere Methoden. Ein modernes Zinshaus wird beispielsweise primär nach dem Ertragswert, ein Reihenhaus am Land eher nach Vergleichs- und Sachwert bewertet.
„Der Verkehrswert bildet die Erwartung des Marktes ab, nicht die Hoffnung des Eigentümers.“
# Eckdaten
Wohnfläche = 150 m²
Grundstück = 600 m²
Baujahr = 1998
Nachbarschaft = Einfamilienzone
# Sachverständigen-Gutachten
Sachwert Haus = 320 000 €
Bodenwert = 90 000 €
Gesamtwert (Abrund.) = 400 000 €
# Gericht setzt
Verkehrswert = 400 000 €
Geringstes Gebot (50%)= 200 000 €
# Bieter setzt
Maximalgebot = Verkehrswert - 10 % Sicherheitsabschlag
= 360 000 €
Der Interessent konnte das Objekt für 342 000 € ersteigern. Einschließlich Nebenkosten lag die Gesamtinvestition bei 369 000 €. Ein lokaler Makler bewertete die Immobilie kurz darauf mit 395 000 €, ein sofort realisierbarer Wertzuwachs.
Ja. Innerhalb von 14 Tagen nach Publikation kann beim Gericht eine schriftliche Stellungnahme eingereicht werden. Ein eigenes Gegengutachten kann hilfreich sein.
Online-Angebote reflektieren Wunschpreise, während der Verkehrswert reale Transaktionen berücksichtigt.
Der Verkehrswert ist weit mehr als eine Zahl im Gutachten: Er ist Startlinie, Orientierungspunkt und Sicherheitsnetz in einem. Wer versteht, wie er ermittelt wird und welche Rolle er im Bietprozess spielt, schafft sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Gut informiert wird die Zwangsversteigerung so vom unberechenbaren Abenteuer zum kalkulierbaren Investment.
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