31. August 2025
Der österreichische Zwangsversteigerungsmarkt hat sich in vier Jahren sichtbar gewandelt: von breiten Aufgeldern (2021) über eine Normalisierung (2022/2023) hin zu einer stabilen, planbaren Zuschlagspraxis in 2024 – bei zugleich deutlich wachsender Termindichte. Wer diese Entwicklung versteht und regional denkt, steigert die Chance auf den Zuschlag zu Preisen, die halten.
Jahr | Termine gesamt | Ø Meistgebot/Verkehrswert | Signal |
---|---|---|---|
2021 | 830 | ≈ 176 % | Breite Aufgelder, knappe Märkte. |
2022 | 771 | ≈ 142 % | Normalisierung setzt sich fort. |
2023 | 703 | ≈ 98 % | Marktnähe als neuer Standard. |
2024 | 1.047 | ≈ 101 % | Stabil & planbar, deutliche Angebotsausweitung. |
Hinweis: 2024 stieg die Terminzahl (+48,9 %), das ausgewiesene Gesamtvolumen der Verkehrswerte sank auf 272,13 Mio. €.
2024 konzentriert sich die größte Auswahl auf den Osten: Niederösterreich führt mit 278 Terminen, gefolgt von Wien (181) und der Steiermark (125). Am wenigsten Termine verzeichnete Vorarlberg (32). Pro Kopf ist das Burgenland 2024 Spitzenreiter (35,3/100.000), vor NÖ (16,5) und Salzburg (15,2).
Auch die Preistransparenz unterscheidet sich: 2023 wurden Meistgebote in Wien überdurchschnittlich oft veröffentlicht (≈ 63 % der Fälle), in Salzburg dagegen selten (≈ 3 %). Für die Planbarkeit der Abwicklung gilt als Richtwert aus 2021: Ø 128 Tage bis zur Tagsatzung; Kärnten war schneller (≈ 85 Tage), Wien langsamer (≈ 142 Tage).
Interpretation: In alpinen Premiumlagen sind Aufgelder wahrscheinlicher; in selektierten Ostlagen entstehen dagegen häufiger marktnahe oder untere Zuschläge – vorausgesetzt, Capex und Nutzung sind solide kalkuliert.
2024 ist der November mit 128 Terminen der stärkste Auktionsmonat (geringste Zahl im April). 2023 lagen die Peaks u. a. im Juni, September und November. Konsequenz: Due Diligence, Finanzierung und Reservestrategien auf diese Hochphasen timen.
2021 wurden vielerorts Aufgelder über den Gutachten sichtbar; 2022/2023 passten sich Zuschläge und Verkehrswerte an, 2024 stabilisiert sich die Relation. Strukturelle Treiber sind u. a. Bewertungszyklen, Zinsumfeld und – laut Fachexpertise – der Umgang mit Energieeffizienz und Dekarbonisierung (Capex-Bedarf, Wohnrecht). Für Käufer bedeutet das: Obergrenzen aus Fakten statt Euphorie, Capex realistisch einpreisen.
// Gebotskalkulation (wohnwirtschaftlicher Fokus)
V = Verkehrswert (Gutachten)
S = Lage-/Qualitätsprämie (0–3 % von V)
D = Risikoabschlag (−2 … −6 % von V) // Mikrolage, Miet-/Leerstandsrisiko
P = Capex-Puffer (8–12 % von V) // Technik, Hülle, Energie
N = Nebenkosten (6–8 %)
MaxGebot = V + S + D − P
Gesamtbudget = MaxGebot × (1 + N)
// Gewerbe/Spezial (höhere Varianz):
// S = 0; D = −5 … −10 %; P = 12–20 % → Unterwert bewusst ansteuern
Begründung: Österreichweite Ø-Zuschläge 2023/2024 von 98–101 % machen den Verkehrswert zum harten Anker; Abweichungen sind objekt- und lagegetrieben.
Wien bietet 2024 viele Termine (181) und überdurchschnittliche Transparenz (2023 ≈ 63 % veröffentlichte Meistgebote). Für ETW-Strategien mit Vermietungsoption ideal – klare Obergrenzen nötig, denn ETW weisen 2024 die höchste Meistgebotsquote auf. Hotspots außerhalb Wiens: Graz, Linz.
Mit 278 Terminen ist Niederösterreich 2024 die größte Bühne – ideal für serielle Suchraster (ETW/EFH/Grundstücke). Korridore rund um St. Pölten, Baden, Mödling, Wiener Neustadt, Tulln und Korneuburg liefern viele Vergleichswerte – gut für Disziplin beim Bieten.
Die Steiermark sichert 2024 mit 125 Terminen Auswahl in Stadt und Region. Zuschläge liegen landesweit hoch (Ø 206 %) – Buy-Box scharf definieren, Alternativen vorhalten.
Burgenland führt 2024 pro Einwohner (35,3/100.000). 2023 wurden teils Zuschläge unter Verkehrswert verzeichnet (Ø 64 %) – sorgfältige Prüfung ermöglicht attraktive Einstiege, z. B. in Eisenstadt und Neusiedl am See.
In Tirol (z. B. Innsbruck) zeigen Ø 234 % 2024 die stärksten Aufgelder. Salzburg ist aufgrund geringer Meistgebotsveröffentlichungen schwerer zu kalibrieren – Obergrenzen strikt setzen, Alternativen im Osten vorbereiten.
Kärnten kombiniert Klagenfurt/Villach mit gutem Abwicklungstempo (≈ 85 Tage bis Tagsatzung, 2021). 2024 stehen 87 Termine zur Auswahl – ideal, um Sanierungsstarts vorzuplanen.
Vorarlberg weist 2024 geringe Terminzahlen (32) auf, mit historisch starken Ausschlägen (2023 Ø 288 % vs. 2024 Ø 158 %). Für Bregenz & Co. gilt: enges Screening, harte Caps.
Wie hat sich die Anzahl der Termine entwickelt?
Von 830 (2021) über 771 (2022) und 703 (2023) auf 1.047 (2024).
Wie haben sich die Zuschläge entwickelt?
Ø Meistgebot/Verkehrswert von 176 % (2021) auf 142 % (2022), 98 % (2023) und 101 % (2024).
Wo gibt es 2024 die meiste Auswahl?
Niederösterreich, Wien, Steiermark. Pro Kopf führt das Burgenland.
Welche Typen sind aktuell gefragt?
ETW und EFH dominieren die Pipeline; ETW zeigen 2024 die höchsten Aufgelder, MFH bleiben marktnahe.
Wie lange dauert die Abwicklung?
Richtwert ≈ 128 Tage bis Tagsatzung (schneller in Kärnten, langsamer in Wien).
Der österreichische Versteigerungsmarkt ist 2024 breiter, transparenter und kalkulierbarer als in den Jahren zuvor. Wer die regionale Logik nutzt – von der urbanen Tiefe in Wien über die Pipeline in Niederösterreich bis zu pro-kopf-starken Chancen im Burgenland – und Obergrenzen diszipliniert aus Daten ableitet, profitiert von einem Markt, der nahe am Verkehrswert zuschlägt und dennoch selektiv Spielräume bietet.
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